BioShock Infinite Box-Cover Outrage - Mysterien und Wahnsinn des 'Fanboytums'

Dieser Blog ist mitunter ein Beweis dafür, dass es in der Gamesbranche viele Dinge gibt die schieflaufen, problematisch sind oder einfach nur polarisieren. Und während ich hier sicherlich auch über Themen schreibe die viele von euch unwichtig halten, so stopere ich auch immer wieder über Outcries im Internet die ich nicht im geringsten nachvollziehen kann.
Ein solches Beispiel ist der Fanrage den das kürzlich enthüllte und finale Bioshock Infinite Box-Cover auf sich gezogen hat.

Fans überall in diversen Foren, bei Facebook sowie bei Twitter beschweren sich lauthalt über dieses Boxart. Es erinnere zu sehr an Nathan Drake aus den Uncharted-Spielen oder zu sehr an Call of Duty. Es vermittle dem Betrachter den Eindruck, dass Bioshock Infinite ein reiner Ego-Shooter sei und beinhalte keine der "herausragenden", fantastischen Spielinhalte. Zu letzteren würden z.B. die mechanischen Wesen, die magischen Elemente etc. zählen.

Ich kann verstehen dass dieses Boxart vielen Spielern nicht gefällt (das kann ich grundsätzlich bei jedem Cover), aber ich kann nicht nachvollziehen warum so viele Spieler weltweit die Notwendigkeit sehen ihren Hass auf dieses Cover überall im Internet niederzuschreiben.

Das Cover zeigt in meinen Augen wunderbar:

• Die Zeit/das Setting in der das Spiel spielt (Cover-Schriftzug und Kleidung der Figur)
• Das Chaos/die Gefahr der Spielwelt (angeschlagener Held, Waffe, brennende US-Flagge)
• Das Setting des Spiels (Zeppelin im Hintergrund, viele Wolken)
• Den Fokus auf die Hauptfigur im Spiel (Darstellung eines Menschen bzw. möglicherweise sogar des Protagonisten).

Im Vergleich zu den ersten Bioshock-Spielen finde ich es sogar interessant, dass man sich entschlossen hat einen Menschen auf dem Cover darzustellen. Denn während die anderen Cover stets den Big Daddy, einen der "Gegner" aus dem Bioshock-Universum, gezeigt haben, haben sie zwar immer etwas über die Spielwelt, nicht jedoch über die Rolle des Spielers erzählt. Tatsächlich stimmt das nicht ganz, im 2. Teil hat man ja einen Big Daddy gespielt - insofern hat man hier bereits damit begonnen den Fokus auf die Spielfigur zu legen.

Was ich nicht verstehe ist warum viele Fans sich nun so angegriffen fühlen. Offenbar möchte man durch das Boxart sichergehen der Spielwelt treu zu bleiben, gleichzeitig aber auch versuchen den geneigten Actionfan anzusprechen. Das ist doch nicht schlechtes? Als Fan sollte man doch eigentlich am Erfolg eines Produkts interessiert sein, um die Chance auf weitere Ableger im selben Universum zu erhöhen?
Das einzige was ich mich vorstellen könnte ist, dass Spieler nicht wollen dass der vermeintliche künstlerische Anspruch des Spiels durch das action-mainstreamlastige Cover weichgespühlt wird - aber diese Spieler sollte man daran erinnern, dass Bioshock - trotz sicherlich hervorragender Story und Narration - dennoch noch immer ein Actionspiel bzw. First-Person-Shooter ist. Insofern denke ich überhaupt nicht, dass der künstlerische Aspekt des Spiels mit diesem Boxart in irgendeiner Form negativ beeinflusst wird.

Ein besonderes Argument dass ich gelesen habe, lautet: Es ist unsinnig einen Helden abzubilden, den man im Spiel nicht sieht (da alles nur aus der Ego-Perspektive stattfindet). Dieses Argument ist unsinnig und galt noch nie. Wir sehen Gordon Freeman stets auf den Half-Life Covern, sowie Corvo auf den Dishonored-Covern. Nur weil man eine Person nur aus der Ego-Perspektive steuert, hat Werbematerial noch nie explizit auf die Darstellung dieser Person verzichtet. Und - bei Betrachtung der Fangemeinden von Half-Life und Dishonored - hat dies wohl auch dem künstlerischen Anspruch der Entwickler als auch der Immersion der Spieler noch nie geschadet.

Mein Fazit zu dieser Angelegenheit lautet: Das Cover bleibt dem Spiel treu (zumindest dem was wir bis jetzt davon wissen), es ist auf seine Art und Weise noch immer kreativ und spricht - und das ist das wichtigste - den Betrachter in seiner Komposition an.
Aus der Perspektive gibt es deutlich schlimmere Cover, bei denen der Vermarktungswert des Produkts den kreativen Teil überwiegt - und diese Cover bieten in meinen Augen viel eher Raum für Kritik: